Verfasst von: strohpuppe | Februar 8, 2011

Ludwig Tieck: „Sehnsucht nach Italien“

a Soll ich in mir selbst verschmachten
b und in Liebe ganz vergehn?
a Wird das Schicksal mein nicht achten,
a Dieses Sinnen, dieses Trachten
b Stets mit Mißvergnügen sehn?

XxXxXxXx
XxXxXxX
XxXxXxXx
XxXxXxXx
XxXxXxX

c Bin ich denn so ganz verloren,
d Den Verstoßnen zugeweiht?
c O beglückt, wer auserkoren,
c Für die Künste nur geboren,
d Ihnen Herz und Leben weiht!

e Ach mein Glück liegt wohl noch ferne,
f Kommt noch lange mir nicht nah!
e Freilich zweifelt’ ich so gerne –
e Doch noch oft drehn sich die Sterne –
f Endlich, endlich ist es da!

g Dann ohne Säumen,
g Nach langen Träumen,
h Nach tiefer Ruh’,
i Durch Wies’ und Wälder,
i durch blühnde Felder
h Der Heimat zu!

xXxXx
xXxXx
xXxX
xXxXx
xXxXx
xXxX

j Mir dann entgegen
j Fliegen mit Segen
k Genien, bekränzt
k Strahlenumglänzt!
l Sie führen den Müden
l Dem süßen Frieden,
h Den Freuden, der Ruh’,
h der Kunstheimat zu!

XxxXx
XxxXx
XxxX
XxxX
xXxxXx
xXxXx
xXxxX
xXxxX

aus
Wackenroder, Heinrich Wilhelm und Tieck, Ludwig Johann: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Stuttgart: Reclam 1979. S. 12f.

Das Metrum des Gedichtes besteht in den ersten drei Strophen in vierhebigen trochäischen Versen, die auf den männlichen Reimen eine unbetonte Silbe „verlieren“. Die Reimform kann als umarmend mit einer zusätzlich vorangestellten Zeile, die den Anschein eines Kreuzreims vermittelt, beschrieben werden (a-b-a-a-b). Dieses Schema wird bis einschließlich Strophe 3 eingehalten. Die Strophen bauen durch Reime keinen Bezug zueinander auf, jedes „Reimpaar“ bzw. „-trio“ wird nur einmal verwendet. Inhaltlich befassen sich die Strophen 1 bis 3 mit der Klage des lyrischen Ichs, das sein „Verschmachten“ in der Liebe bedauert und den glücklich preist, der „ für die Künste nur geboren“. Dieser erste Teil des Gedichtes endet mit der Feststellung des lyrischen Ichs, dass sein Glück „wohl noch ferne“ sei und sich ihm erst in ferner Zukunft nähern werde.

Im zweiten Teil des Gedichtes läutet der inhaltliche Schwenk auch einen Wandel der äußeren Form ein. Inhaltlich wird die Hinführung des Müden von „Genien…strahlenumglänzt“ in die „Kunstheimat“, eine Art Ruhehafen, imaginiert, nachdem das lyrische Ich wie zur Reinigung ein heiles Landschaftsbild, das ganz im Gegensatz zur beginnenden Industrialisierung ein romantisches Ideal repräsentiert, durchlaufen hat. Im Laufe dieser „Reinigung“ wenden sich alte römische Gottheiten (die Genien) dem lyrischen Ich zu und geleiten es in die entworfene Gegenwelt, die von den realen Strapazen erlösen kann.
Metrisch wird dieses Hoffen und anschließendes Ruhe-Finden durch zweihebige jambische Verse unterstützt, die im Kontrast zu den vierhebigen trochäischen der Strophen 1 bis 3 stehen. Das „Einlaufen“ des lyrischen Ichs in den „Ruhehafen“ scheint in der fünften und damit Schlussstrophe noch weiter vertieft zu werden durch doppelte Senkungen in der Mitte der Verse, die das Tempo noch einmal anheben und den Leser so gemeinsam mit dem lyrischen Ich von dessen strapaziöser Gegenwart entfernen und den überhöhten Blick auf die romantische Landschaft entfalten.
Das komplexere Reimschema der ersten drei Strophen wird im Laufe der vierten Strophe in Paarreime überführt, die das Aufklaren des Inhaltes unterstützen und den Eindruck geben, der Sprecher befinde sich in einer unbeschwerten Stimmung. Auffällig ist, dass der h-Reim in beiden Strophen, 4 und 5, verwendet wird, wobei es sich strenggenommen nur um eine Wiederholung handelt, da die Reimworte sich nicht ändern. Die „Heimat“ aus Strophe 4, Vers 6 wird in Strophe 5, Vers 8 jedoch spezifiziert zur „Kunstheimat“ und bietet damit einen inhaltlichen Ausblick, wahrscheinlich auf Rom. Metrisch unterscheiden sich die ersten vier Verse der fünften Strophe von deren zweiter Hälfte. Die Trochäen haben einen auffordernden Klang, werden jedoch von den ruhigeren jambischen Versen, die sie umgeben, „übertönt“.

Ferner erinnert die globale Form des Textes an ein Sonett. Werden auch die klassischen Normen für Versaufbau und Reimschemata nicht oder nur wenig eingehalten, bilden doch die Strophen 1 bis 3 eine Opposition zu den Strophen 4 und 5, die sich, wie oben beschrieben, sowohl im Inhalt als auch in der Form niederschlägt. Wie für ein Sonett gefordert, beziehen sich die letzten beiden Strophen durch Reime aufeinander und bilden ein inhaltliches Resümee, eine Art „Siegel“ zum Rest des Gedichtes, das also zwar kein klassisches Sonett, wohl aber eine gekonnte Weiterführung dieser traditionellen Form darstellt.

Verfasst von: gedichteforentheo | Dezember 22, 2009

Hendiatris/Gorgianische Figur

Eine „Steigerung“ der „Zwillingsformel“ (als welche das Hendiadyoin – aus dem griechischen, bedeutet soviel wie – eins durch zwei – auch oft bezeichnet wird) ist die „Drillingsformel“. Diese besitzt im englischen den Namen (Hendiatris – eins durch drei), welcher im deutschen Sprachraum aber nicht gebräuchlich ist.

Aufgebracht soll diese Form det antike Philosoph Gorgias haben. (weswegen sie auch häufig als „Gorgianische Figur“ bezeichnet wird) Diese Figur tritt häufig in Verbindung mit anderen Stilmitteln wie Alliteration, Homoioteleuton (Wörter mit gleichen Endsilben) oder anderen Figuren wie Anapher, Klimax oder Polyptoton (Wiederholung eines Wortstammes mit Abwandlungen) auf.

Verwendet wird die Drillingsformel vor allem, um Dynamik ins Sprachbild zu bringen. Sie ist kurz, prägnant und zumeist einer Steigerung unterworfen. (verliebt, verlobt, verheiratet z.B.)

Einsatz findet dieses Stilmittel, wie andere rhetorische Mittel auch, heutzutage öfters in der Werbung: „quadratisch praktisch, gut“ oder „gut, besser, Gösser“ bekannte Phrasen, welche die Drillingsformel benutzen: „Wein, Weib, Gesang“ „Spiel, Satz, Sieg“

 Quellen: „Phrasologismen im Spielfilm – eine theoretische Einführung und exemplarische Analysen“, Tim Ficher, Grin Verlag, Norderstedt (Deutschland) 2008 „Lauter spitze Zungen – geflügelte Worte und ihre Geschichte“, Christoph Gutknecht, 3. überarbeitet Auflage, Beck´sche Reihe Verlag, München (Deutschland), 2001

Verfasst von: gedichteforentheo | Dezember 11, 2009

Elegie

Die Elegie findet ihren Ursprung in der griechischen Literatur. Früher in Pentametern verfasst änderte sich die Form in der späteren griechischen Literatur aber dann zu Distichen (Verspaare bestehend aus einem Pentameter und einem Hexameter).

Elegien beinhalten oft traurige Themen (wie etwa Toten und Klagegesänge). Ihre Blütezeit war der Hellenismus (336 v. Chr. bis  30 v. Chr.) und später die römische Literatur, welche die spezielle Form der Liebeselegien hervorbrachte. (der bekannteste Vertreter dieser war sicherlich Ovid – 43 v. bis 17 n. Chr.)

Inhalt der Liebeselegien waren oft Liebesleid und Verlust als Gegensatz zu gesellschaftlichen Erwartungen (vor allem dominiert durch den Einsatz in Staat, Krieg und Politik). Die römischen Elegien hatten nur eine kurze Blütezeit, vor allem, weil sie sich inhaltlich für damalige Umstände sehr elitär gaben und die Leserschar, die sowohl über die Bildung als auch das Interesse verfügten, sich mit selbigen zu beschäftigen, sehr klein war.

 Wiederbelebt wurde die Form der Elegie dann erst im Humanismus (15. – 16. Jhdt.) Die bekanntesten Verfasser solcher Elegien (sowohl literarischer als auch musikalischer) sind: Goethe, Klopstock, Beethoven, Höderlin, Rilke, Schubert, Brecht , Benn und Schiller.

Verfasst von: strohpuppe | November 25, 2009

Hendiadyoin

Das Hendiadyoin (griech., „eins durch zwei“) ist ein rhetorisches Mittel, bei dem zwei Ausdrücke gleicher Bedeutung durch Nebeneinanderstellung die Aussage der Konstruktion verstärken. Die Ausdrücke müssen der gleichen Wortart entstammen; so können, um ein Hendiadyoin zu erzielen, beispielsweise Verb+Verb oder Adjektiv+Adjektiv nebeneinander gestellt werden. Ein „Verwandter“ des Hendiadyoin ist der Pleonasmus.

Bsp.: dumm und dämlich; Pferde und Rösser

Verfasst von: strohpuppe | November 25, 2009

Antiklimax

Die Antiklimax ist eine Reihung von Begriffen, die sich Stufe für Stufe abschwächen. Das Gegenteil der Antiklimax ist die Klimax. Ähnlich wie bei dieser verstärkt sich durch den Gebrauch der Antiklimax die Gesamtaussage der Konstruktion, in der die Reihung vorkommt.

Bsp.: In der Stadt, den Häusern, den Mauern blieb kein Stein auf dem andern, als die Hethiter angriffen.

Verfasst von: strohpuppe | November 25, 2009

Asyndeton

Das Asyndeton ist das Gegenteil des Polysyndeton, also eine unverbundene Aneinanderreihung, die durch Auslassung von normalerweise an dieser Stelle zu erwartenden Konjunktionen zustande kommt. Durch Verwendung dieses rhetorischen Mittels kann in einer Aufzählung oder Satzstruktur ein höheres Lesetempo erzielt werden.

Bsp.: nach vorne, hinten, rechts, links, zurück, um mich herum drehte ich mich, lief, rannte, flog ich, kam (aber) doch nicht an.

Verfasst von: gedichteforentheo | November 5, 2009

Zeugma

Zuordnung eines Satzgliedes zu zwei syntaktisch oder auch semantisch inkongruenten Satzteilen (in der Regel, um Komik zu erzeugen).

  • „Er nahm die Koffer und Abschied von ihr.“
  • „Er hob ein Bein und den Blick gen Himmel.“ (Laurence Sterne)
Verfasst von: gedichteforentheo | November 5, 2009

Zäsur

Als Zäsuren (von lat. caedere, caesus: hauen, einschneiden) bezeichnet man in der Gedichtanalyse metrisch, syntaktisch und lautlich bedingte Einschnitte, die an einer bestimmten Stelle im Vers erfolgen. Dabei handelt es sich um kurze (meist unvermeidbare) Sprechpausen in der Prosodie (d.h. der „Melodie“) des Verses, die eine Verszeile in zwei Teile (sogenannte „Kola“) auftrennen.

Man unterscheidet zwischen festen (verskonstituierenden) und frei beweglichen Zäsuren:

Feste Zäsuren kommen bei bestimmten Versformen regelhaft vor (beispielsweise im Alexandriner, dem Vers commun oder dem Hexameter) und stehen immer an derselben Stelle im Vers; die Position frei beweglicher Zäsuren (wie beim Blankvers oder Elfsilbler (Endecassilabo)) hingegen kann frei gewählt werden.

Erfolgt der Einschnitt nach einer Hebung, spricht man von einer männlichen, erfolgt er nach einer Senkung, spricht man von einer weiblichen (oder klingenden) Zäsur. Zäsuren finden sich bereits in germanischen, besonders aber in lateinischen und griechischen Dichtungen; nicht selten werden sie verwendet, um durch ein kurzes Innehalten Spannung aufzubauen; gelegentlich sind sie auch inhaltlich relevant, indem sie einen Gegensatz (i.S.v. These und Antithese) markieren, wie das beispielsweise beim Alexandriner der Fall ist (die markanteste Eigenschaft des Alexandriners ist neben der festen Silbenzahl (12 oder 13) eine Mittelzäsur nach der sechsten Silbe):

Beispiel: Andreas Gryphius: Es ist alles eitel

Was dieser heute baut, | reißt jener morgen ein
Wo itzund Städte stehn,
| wird eine Wiesen sein.

xXxXxX|xXxXxX
xXxXxX|xXxXxX

[blau: Mittelzäsur;
grün: These, rot: Antithese
x: unbetonte Silbe; X: betonte Silbe]

Zäsuren werden oft (aber nicht immer!) durch Interpunktion ( , . ; / ) angezeigt; sie kommen beispielsweise auch dann vor, wenn zwei betonte Silben aufeinandertreffen („Hebungsprall“).

Der Begriff „Zäsur“ wird analog auch in der Musik und der Architektur verwendet.

Verfasst von: gedichteforentheo | November 5, 2009

Versformen

Hauptsächlich werden antikisierende und romanische Versformen unterschieden. Antikisierende Versformen sind bereits in der Antike in der lat. und griech. Sprache entstanden und erklären sich durch die in diesen Sprachen übliche Definition, Metren (s.a. Metrik) als Abfolge von langen und kurzen Silben zu verstehen. Antikisierende Versformen wurden in der Literatur immer wieder umgeformt und verändert, was eine Vermehrung von Abwandlungen zur Folge hatte.
Romanische Versformen sind, wie der Name impliziert, in der ital. und franz. Sprache entstandene Versformen, die in die deutsche Sprache und die deutsche Literatur übernommen und adaptiert worden. Sie entstanden zumeist im späten Mittelalter.

 

Antikisierende Versformen:

  • Jambischer Trimeter: Zwei jambische Versfüße bilden ein jambisches Metrum. Nach dieser antiken Definition besteht ein jambischer Trimeter mit drei jambischen Metren aus sechs jambischen Versfüßen und ist demzufolge zwölfsilbig.
    In der Antike wurde dieses Versmaß zur Gestaltung der Personenauftritte in Tragödien verwendet.
    Deutschsprachige Adaptionen dieses Versmaßes lassen sich unter Anderem bei Faust 2 (3. Akt) finden. Hier endet der jambische Trimeter mit einer harten Kadenz. Oftmals wird dieses Versmaß aufgrund seiner Länge als schwerfällig bezeichnet.
  • Pentameter: Ins Deutsche adäquat als „fünf Maße“ übertragen, handelt es sich beim Pentameter um ein antikes Versmaß. Es steht in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Hexameter, da es den zweiten Teil des Distichons stellt. Der Pentameter besteht aus sechs Daktylen. Diese werden (in antiker Zählweise der Versmaße der griechischen und lateinischen Sprache: lange und kurze Silben bilden die Metren) aus einer langen Silbe, welcher zwei kurze Silben folgen, gebildet. Beim dritten und sechsten Daktylus werden jeweils die zwei kurzen Silben abgeschnitten. Dadurch entstehen zwei gleiche Halbverse, die einem flüssigen Leserhythmus entgegenkommen. Insgesamt besteht der Vers also aus 14 Silben.
    Im Muster kann dies folgendermaßen nachgebildet werden: – _ _ | – _ _ | – | – _ _ | – _ _ | –
    Erster und zweiter Daktylus können hierbei durch einen Spondeus, d.h. zu zwei langen Silben, ersetzt werden.
    Fünf Maße entstehen bei der Zählung der Maße, wenn die katalektischen (abgeschnittenen) Daktylen an dritter und sechster Stelle jeweils als halbe Versfüße gezählt werden.
    Eine Adaption des Pentameters fand in der dt. Sprache statt, wobei der Pentameter, entsprechend der Zählweise der Metren in der dt. Sprache, als Folge von betonten und unbetonten Silben verstanden wurde. Auftretende Spondeen, die in der dt. Sprache praktisch nicht existent sind, wurden durch Trochäen ersetzt.
    Teils werden in der dt. Sprache auch fünfhebige Jamben als Pentameter bezeichnet. Je nach Setzungsweise einer Zäsur nach der zweiten Hebung, einer Gestaltung ohne Reime und Zäsur oder der Gestaltung mit Reimen (harte oder weiche Kadenz) und ohne Zäsur entstehen dann hier Vers commun, Blankvers und Endecasillabo.
  • Hexameter: Ins Deutsche mit „sechs Maße“ übersetzt, ist dieses antikisierende Versmaß in antiker Literatur sowohl als bekanntes Versmaß der Epik (siehe z. B. Epen Homers) wie auch als Teil des Distichons in Verwendung gewesen.Wie der Pentameter besteht der Hexameter aus sechs Daktylen. Auch hier, in antiker Realisierung der Metren als Abfolge von langen und kurzen Silben, besteht ein Daktylus in der lat. und griech. Sprache aus einer langen Silbe, welcher zwei kurze Silben folgen. Der sechste Daktylus als katalektischer Daktylus ist verkürzt. Statt zwei kurzen Silben folgt in diesem letzten Daktylus des Verses der langen Silbe nur eine kurze Silbe.Es ist hierbei möglich und zulässig Spondeen (zwei aufeinanderfolgende lange Silben) als Daktylen zu ersetzen. Im fünften Daktylus ist ein Spondeus allerdings in der Regel nicht zu finden. Durch diese Ersetzungsmöglichkeit findet der Hexameter viele Variationsmöglichkeiten. Sowohl reine spondeische als auch reine daktylische Verse sind in der lat. und griech. Sprache spärlich zu finden.

    In Verbindung mit dem Pentameter stellt der Hexameter die antike Strophenform des Distichons dar.

    Adaptionen fand der Hexameter in der deutschsprachigen Literatur unter Anderem bei Klopstock, Schiller und Hölderlin. Auch hier wurden die Metren, wie in der dt. Sprache üblich, als Abfolge von betonten und unbetonten Silben realisiert. Spondeen im Hexameter wurden, da sie praktisch nicht umsetzbar sind, zu Trochäen gemacht.

Romanische Versformen:

  • Alexandriner: Im 12. Jhrdt. in Frankreich entstandenes Versmaß zur Stilisierung von Literatur. Er ist ein sechshebiger Jambus mit wahlweise harter oder weicher Kadenz. Demzufolge besteht der Alexandriner aus 12 oder 13 Silben, wobei nach der dritten Hebung eine Zäsur zu finden ist und er somit in zwei gleiche Halbverse aufgeteilt ist.
    Verwendung findet der Alexandriner in Lyrik, Epik und Dramatik. Bedeutung in der deutschen Literatur erlangte er in der Literaturepoche des Barocks in der er zur beherrschenden Versform in Sonetten aufstieg. Vor allem Andreas Gryphius verwendete den Alexandriner in seinen zahlreichen Mustersonetten über das Leiden des 30 jährigen Krieges. Aber auch andere Dichter des Barocks übernahmen den Alexandriner als Versmaß für ihre Sonette.
    Später ging das Interesse am Alexandriner durch dessen hohe Künstlichkeit zurück. Im deutschsprachigen Bereich geschah dies zur Zeit der Klassik, währenddessen er im französischsprachigen Bereich bis ins 19. Jhrdt. populär blieb und schließlich auch dort allmählich verdrängt wurde. 

    Beispiel aus dem deutschen Barock:

    Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau: Vergänglichkeit der Schönheit (1. Strophe)

    Es wird der bleiche tod mit seiner kalten hand
    Dir endlich mit der zeit umb deine brüste streichen /
    Der liebliche corall der lippen wird verbleichen;
    Der schultern warmer schnee wird werden kalter sand /

  • Vers commun: Vers commun beschreibt ein, vor allem in der franz. Sprache, gebräuchliches Versmaß. Es besteht, der Regel der franz. Verslehre folgend, die Silben zählt, aus 10 Silben. Möglich ist es im Vers commun, der zehnten, betonten Silbe eine unbetonte Silbe folgen zu lassen, um den Vers weiblich enden zu lassen.
    Des Weiteren liegt im Vers commun nach der vierten Silbe/ der zweiten Hebung eine Zäsur, womit sich der Vers commun von anderen zehnsilbigen Versmaßen unterscheidet. In der Moderne ist der Vers commun im Gegensatz zum Alexandriner noch selten in der franz. Literatur gebräuchlich.
    Ins Deutsche übernommen wurde der Vers commun in der Literatur des Barocks und bezeichnet hier dann einen fünfhebigen Jambus mit einer harten Zäsur nach der vierten Silbe und harten oder weichen Kadenzen.
    Beispiel:
    Johann Christian Günther: Abschied an Leonore
    Du fühlst mein Weh, ich leide deine Schmerzen,
  • Endecasillabo: Als Endecasillabo wird ein aus der italienischen Sprache stammendes Versmaß bezeichnet. Wie auch im Französischen werden im Italienischen nicht die Versfüße, sondern die Silben gezählt. Der Endecasillabo weist, wie es der Name schon sagt, 11 Silben auf, wobei der Vers immer mit einer weichen Kadenz endet, da die zehnte Silbe betont wird und in der italienischen Sprache der überwiegende Teil der Wörter unbetont endet.Verwendet wird der Endecasillabo unter anderem in italienischen Sonetten, wo es das Hauptversmaß darstellt. Berühmt in der italienischen Literatur wurde der Endecasillabo durch die Verwendung bei Dante Alighieri.Deutsche Adaption eines Endecasillabos:

    Johann Wolfgang Goethe: Reisezehrung

    Entwöhnen soll ich mich vom Glanz der Blicke,
    Mein Leben sollten sie nicht mehr verschönen.
    Was man Geschick nennt, läßt sich nicht versöhnen –
    Ich weiß es wohl, und trat bestürzt zurücke.

  • Madrigalvers: Der Madrigalvers stammt aus der italienischen Literatur und wird im 17. Jahrhundert in die deutsche Literatur übernommen und ist bis heute ein beliebtes Versmaß der deutschen Literatur.
    Einen Madrigalvers zeichnen alternierende (wechselnde) Hebungszahlen aus. Die Verse sind unregelmäßig gereimt und mit Waisen (reimlosen Versen) durchsetzt. Das Reimschema ist unregelmäßig. Wahlweise können die Verse jambisch oder trochäisch dargestellt sein.
    So ist der Madrigalvers ein recht freies Versmaß. 

    Beispiel:

    Goethe: Faust 1

    Besonders lernt die Weiber führen!
    Es ist ihr ewig Weh und Ach,
    Aus Einem Punkte zu kurieren.
    Ein Titel muss sie erst vertraulich machen

  • Romanzenvers: Ursprünglich zeigt sich der Romanzenvers als sechszehnsilbiger Vers mit einer Zäsur nach der achten Silbe und zweiversiger Strophe und wird aus der spanischen und italienischen Literatur in die deutschsprachige Literatur übernommen.
    Der Vers wird durch die Charakterisierung als sechszehnsilbiger Vers mit Zäsur nach der achten Silbe in zwei gleiche Halbverse aufgeteilt. Formal sind Assonanzen für den Romanzenvers charakteristisch, die gepaart auftreten.
    In der späteren deutschen Literatur ab dem 18. Jahrhundert findet der Romanzenvers Eingang als achtsilbiger Vers mit vierversigen Strophen. Die Zäsur fällt dann hier mit dem Versende zusammen. Die Assonanzen oder Reime, die des Öfteren die Assonanzen ersetzen, treten dann unterbrochen auf. 

    Beispiel: August von Platen: Grab am Busento

    Nächtlich am Busento lispeln, bei Cosenza, dumpfe Lieder,
    Aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wider!
    Und den Fluß hinauf, hinunter, ziehn die Schatten tapfrer Goten,
    Die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Toten.
    Wie bei der Ballade befinden sich in der Romanze vielfach epische Elemente, weswegen Ballade und Romanze oftmals synonym verwendet werden, auch wenn sie sich formal unterscheiden.

  • Blankvers: Abseits romanischer und antikisierender Versmaße steht der in der engl. Literatur entwickelte Blankvers, der in der deutschsprachigen Literatur durch die Stilisierung zum bedeutendsten Versmaß der deutschen Klassik Verwendung fand. Der Blankvers ist ein ungereimter, fünfhebiger Jambus.
    Beispiel: Goethe: Iphigenie
    Und an dem Ufer steh ich lange Tage,
    Das Land der Griechen mit der Seele suchend.
Verfasst von: gedichteforentheo | November 5, 2009

Vergleich

Ein Begriff wird mit einem anderen mithilfe des Vergleichspartikels („wie“) verglichen, wobei, ähnlich wie bei der Metapher, auf Seme (Bedeutungsmerkmale) des Bildspenders (in den unteren Beispielen „Nacht“ und „Nebel“) zugegriffen wird, die der Leser oder Hörer dem Bildempfänger zuordnet, um den Vergleich interpretieren zu können.

  • „finster wie die Nacht“
  • „Er kriecht wie Nebel auf dem Pflaster schwer“ (Georg Heym, „Die Dämonen der Stadt“)

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